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234 Neue Geschichte.
reicher, wobei er 17,000, jene 24,000 Mann verloren. Aber im Juni wurde er bei Colin von Dann gewaltig geschlagen; dennoch erfocht er alsbald zwei glorreiche Siege. Die Franzosen nämlich hatten sich, 70,000 Mann stark, unter dem Prinzen Sou bi se bei Roßbach gelagert. Friedrich rückte mit nur 22,000 Mann gegen sie. Jene glaubten des Sieges gewiß zu seiu. Sie zogen mit klingendem Spiele am preußischen Lager vorbei, dasselbe einzuschließen; und Friedrich befahl, die Zelte stehen zu lassen. Die Feinde trauten kaum ihren Augen, daß die Preußen so ruhig ihre Mahlzeit verzehrten, und hielten das für dumpfe Verzweiflung. Um 2 Uhr winkte Friedrich; im Nu waren die Zelte abgebrochen und das preußische Heer ausgebreitet. Bald ergriff die Franzosen ein panischer Schrecken; sie stürzten sich in unaufhaltsame Flucht. Ihre Furcht vor der preußischen Reiterei war so groß, daß sich ganze Haufen gefangen nehmen ließen. Zwei Dragoner nahmen über 100 Manu gefangen. Die fliehenden Kavalleristen warfen ihre Küraffe und großen Reiterstiefel von sich, um schneller fliehen können; und Viele liefen bis an den Rhein, ohne sich umzusehen. Unbeschreiblich war der Eindruck dieses Sieges (5. Nov. 1757) auf ganz Europa; und als vollends Friedrich 5. Dez. bei Leu theil mit 33,000 Mann über 80,000 Oesterreicher siegte, von denen 21,000 gefangen genommen wurden, so fand man kaum Worte, die Heldengröße Friedrichs zu schildern. England wurde so begeistert für ihn, daß ihm von nun an eine jährliche Snbsidie von 4 Mill. Thaler zugesichert wurde.
§ 92. Während im I. 1758 Friedrichs Generale im Westen viel zu thun hatten, rückte im Osten ein russisches Heer unter fürchterlichen Verwüstungen vor. Bei Zorndorf in der Nähe Küstrins stieß Friedrich auf sie. Erbittert über ihre Grausamkeit, befahl er, ihnen keinen Pardon zu geben. Die Russen hörten es und riefen: „Gut! wir auch nicht." So wurde denn mit besonderer Wuth gekämpft. Die Russen, obgleich zu ganzen Reihen
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118 Ii Die Zeit neuer Staatenbild nngen.
zarten Enkel jenes Franz in Warschau 21. Mai zusammentraf, war das russische Einschreiten bald geordnet. Der bewährte Paskewitsch sollte von den Karpathen mit 50,000 Russen herabsteigen, während 40,000 andere nach Siebenbürgen vordringen, und zugleich im Süden Iellacic, im Westen Haynau, bekannt durch grausame Niederwerfung des empörten Brescia, die Ungarn fassen sollten. Der letztere war schon am 12. Juli in Pest, der Todeskampf der Republik nahte unaufhaltsam seinem Ende. Meisterhaft schlug sich Görgey bis Arad durch die Russen hindurch, aber Dembinski und Bein erlagen ihren Gegnern. Am 10. Aug. dankte Kossnth ab, und Görgey trat als Diktator an seine Stelle; doch nur, um seine übrigen 23,000 Mann mit 130 Kanonen 13. Aug. bei Vilagos dem russischen General Rüdiger zu übergeben. Die andern Korpsführer folgten seinem Beispiel, zuletzt auch Klapka in Komorn. Koffuth mit den Polen (und der ungrischeu Krone) flüchtete sich in die Türkei, wo viele Revolutionshelden den Islam annahmen. Paskewitsch aber meldete seinem Kaiser: „Ungarn liegt besiegt zu Ew. Majestät Füßen!" ein Wort, das freilich die östreichische Dankbarkeit nicht steigern konnte.
Haynau strafte streng und scharf, viele Kriegshäupter wurden durch Kugel oder Strang hingerichtet; der gemäßigte Minister Batthianyi sollte am Galgen sterben, schnitt sich Nachts aber den Hals durch und wurde Morgens vollends erschossen; Szecsenyi war geisteskrank geworden. Städte und Dörfer lagen verwüstet; die Verfassung Ungarns wurde aufgehoben, das Recht der Kroaten ebenso kühl beseitigt, und von Konstitution und Freiheit oder auch nur provincialer Selbständigkeit durfte bald im ganzen Länderkomplex der Monarchie nicht mehr gesprochen werden. Der Hos stützte sich wieder einfach auf die Armee und die Kirche. Letzterer räumte 1855 ein Con-cordat die unbedingte Gewalt über die Schule und die Ehen ein; Pfaffenthum und Polizeiwirthschaft reichten sich die Hände, um jeden Pulsschlag deutschen Denkens zu
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Geschlecht (WdK): Mädchen
176 Ii. Die Zeit neuer Staatenbildungen.
er einfach für unmöglich hielt, hörte Gyulai plötzlich, wie Garibaldi mit seinen Alpenjägern Conto besetzt habe und Mailand bedrohe, und gieng 1. Juni bei Pavia über den Ticino, um sich „rückwärts zu koncentriren." Während sodann Napoleon ängstlich tastend gegen Mailand vorrückte, kam es 4. Jnni bei Magenta zu einem zufälligen, aber schärferen Zusammenstoß von 40,000 Franzosen und 50,000 Oestreicheru, bett Mactuahou, durch den Kanonenbonner herbeigelockt, in einen Sieg verwanbelte, inbem er bett Oestreichern in die Flanke fiel. Diese, die boch im Vortheil waren, zogen sich einfach zurück. Der Sieger erhielt zum Dank den Titel eines Herzogs von Magenta, sammt der stillen Abneigung feines Kaisers. Ohne Plan oder einheitliche Leitung hatten sich doch die Destreicher trefflich geschlagen; meist hungernd und erschöpft in Folge der elenben Armeeverpflegung, welche fast blos die wucherischen Lieferanten nährte. In arger Kopflosigkeit räumte Gyulai sofort die Lombardei, von den Franzosen nur langsam bis in die Nähe des berühmten Festungsvierecks verfolgt.
Wer aber schildert deu Jubel der Lombarden, als 8. Juni Napoleon und Viktor Emannel in Mailand einzogen, und ersterer ihnen ankündigte, wie er so ganz ohne selbstsüchtige Zwecke rein nur ihre Befreiung im Auge habe! Modena, Parma, Toskana, ganz Mittelitalien wurden von den bisherigen Herrschern eiligst verlassen und schlossen sich mit Begeisterung an Sardinien an; schon rief auch Bologna mit andern Städten des Kirchenstaats die Diktatur Viktor Emannels aus. — Nun endlich entfernte der östreichische Kaiser den unfähigen Gyulai, kam selbst mit neuen Truppen herbei und beschloß, die Schlappe von Magenta durch einen Hauptschlag zu rächen. Er rückte über den Mincio und breitete rechts und links von Solferitto 24. Juni sein Heer weit aus, um den Feind zu umarmen. Napoleon dagegen richtete seinen Hauptangriff und die gezogenen Kanonen auf das schwache Centrum der Oestreichs, und blieb und 4 Uhr endlich im
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§ 17. Der deutsche Krieg. 209
Ruhe ein; denn nicht am Po, sondern in Böhmen sollte Venetien erobert werden.
In Böhmen standen etwa 240,000 Oestreicher und 22,000 Sachsen unter dem wackern Haudegen Benedek (S. 177) vereinigt, einem Ungarn, der Protestant war und nicht zum hohen Adel gehörte. Seine sieben Armeekorps befehligten zwei Erzherzoge, drei Grafen und zwei Generale, von den ersteren aber wurde ihm kein prompter Gehorsam entgegengebracht und den Offizieren mangelte vielfach gründliche Bildung und sittlicher Einfluß, den Truppen aber fehlten noch manche Bedürfnisse. Die wohlgerüsteten Preußen dagegen theilten sich in drei Armeen: rechts die Elbarmee, 50,000 Mann unter Herwarth von Bittenfeld, im Centrum Prinz Friedrich Karl mit 110,000 Mann, links die schlesische Armee, 125,000 Mann unter dem Kronprinzen. Moltkes Plan war kurzgesagt: getrennt marschiren und vereint schlagen! Die beiden ersteren drängten den viel schwächeren Grafen Clam-Gallas in kleineren Kämpfen und im heißen nächtlichen Sieg bei Gitschin (29. Juni) ohne große Mühe auf Königgrätz zurück. Die schlesische Armee aber drang 27. Juni in drei Kolonnen über die Pässe des Gränzgebirgs; Bonin bei Trautenau gegen Gablenz, die Garden unter Prinz August von Württemberg in der Mitte, Steinmetz dem die schwerste Aufgabe zufiel, bei Nachod und Skalitz gegen Rarnrning und Erzherzog Leopold. Ueberall kämpften die Oestreicher tapfer, verloren aber auch im glücklichsten Fall (bei Trautenau, wo Gablenz siegte) durch das preußische Schnellfeuer viel mehr Todte und Verwundete, und durch den Mangel an Nationalgefühl eine unverhält-nißmäßige Zahl von Gefangenen. Nun häufte Benedek feine entmnthigten Korps bei Königgrätz zusammen und erhielt, nachdem er 1. Juli telegraphisch dem Kaiser zum Frieden gerathen, den direkten Befehl, sofort eine Schlacht zu liefern. Mit 500 Kanonen setzte er sich also auf den Höhen zwischen der Elbe und Bistritz fest und bereitete sich aus den Entscheidungstag.
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252 It- Die Zeit neuer Staatenbildungen.
Sedan versuchte die französische Infanterie verzweifelte Vorstöße bei Jlly. Macmahon verwundet, gab das Kommando an Ducrot, dann an Gen. Wimpffen ab, der kaum erst aus Algier angelangt war; stundenlang hielt der Kaiser im Granatseuer der Sachsen und der Garde aus. Als aber um 2 Uhr sich die Spitzen der beiden deutschen Armeen hinter den Franzosen berührten, ritt er langsam nach Sedan zurück; ihm folgten massenweise die Geschlagenen, bis das ganze Heer, soweit es nicht aus der Wahl-statt lag oder gefangen (über 25,000 Mann) fortgetrieben wurde, sich im Geschützbereich der Festung zusammendrängte; zersprengte Splitter flohen der belgischen Grenze zu. Der letzte Durchbruchsversuch Wimpffeus scheiterte an der Festigkeit der Baiern. — Um 5 Uhr ruhten die Waffen; weil sich aber keine weiße Flagge blicken ließ, begann man Sedan zu beschießen. Endlich kommt der Parlamentär und bringt ein Schreiben des Kaisers: da er den Schlachtentod nicht habe finden können, lege er dem König seinen Degen zu Füßen! Wimpffen mußte kapituliren.
Am 2. Sept. begegneten sich die Monarchen; Napoleon wurde auf die Wilhelmshöhe bei Kassel geschickt, einst in Jerome's Tagen Napoleonshöhe genannt; 84,000 Franzosen gaben sich gefangen, darunter 3000 Offiziere. Innerhalb dreier Tage hatte die Macmahon'sche Armee von 140,000 Mann ihr Ende gefunden. Tief bewegt tele» graphirte Luisens Sohn an seine Gemahlin: „Welch eine Wendung durch Gottes Führung!
§ 24. Die Republik im Krieg mit Preußen.
Die regelmäßige Armee des Kaiserreichs war schadlos gemacht bis auf Viuoys Corps von 25,000 Mann, das eiligst sich aus Mezieres nach Paris zitrit cf rettete; Mac-mahons Truppen marfchirten in die deutschen Festungen, und Bazaine's Macht war cernirt, d. H. von einem immer festeren Schanzengürtel umschlossen. Zwar suchte er diesen bei Noisseville, wo die Cernirung am schwächsten war, 31. Aug. zu durchbrechen, aber die Ostpreußen standen
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Extrahierte Personennamen: Jlly Napoleon
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116 Ii Die Zeit neuer Staaten bild ungen.
die Armee, welche sich um Wien sammelte und hereinschoß, das andere die Nationalgarde und wer sonst noch hinausschoß. Der Mittelpunkt des militärischen Treibens war der Studentenausschuß; der Ausschuß der demokratischen Vereine aber amtete im Antenwirthshaus. Der polnische General Bem that, was sich in der Eile thun ließ, etwas Artillerie und Ulanen zu schaffen; und die Frankfurter Abgeordneten Blum und Fröbel verfaßten Adressen, um das Volk anzufeuern. Vor Wien aber lagerte sich 26. Okt. der zum Oberbefehlshaber ernannte Feldmarschall Windischgrätz; wie er die Stadt von Norden her faßte, so Jellacic mit seinen Kroaten und Auersperg mit der Wienerbesatzung, die er hinausgeführt hatte, im Süden. Der zweite allgemeine Sturm 28. Okt. brachte die Vorstädte in Jellacics Besitz; daraus verschwand der tüchtige Bem. Die Stadt ergab sich am 29. und wurde besetzt, als eben vom Stephansthurme aus das Nahen der ungarischen Armee erspäht wurde. Nun griffen die Freischaaren wieder zu den Waffen; doch Windischgrätz trieb die Ungarn zurück. Noch einen Tag tobte die schrecklichste Anarchie, bis am 31. die kaiserlichen Truppen die letzten Barrikaden erstürmt hatten. Windischgrätz hatte völlig freie Hand zu richten und zu strafen; Messenhauser, der die Nationalgarde befehligt hatte, Blum und andere Führer und Schriftsteller wurden erschossen.
Fürst Felix von Schwarzenberg übernahm 21.Nov. die Leitung des zerfallenden Staats mit anerkeunenswer-ther Energie. Den Reichstag verlegte er nach Kr ein -sier, wo er ihn noch etliche Monate berathen und streiten ließ, dann aber auflöste und selbst eine Verfassung verlieh (4. März 49), die er nach 2 Jahren wieder mit einem Federstrich beseitigte. Doch das geschah nicht mehr iu Ferdinands I. Namen; der Minister bewog den tief erschütterten Kaiser abzudanken 2. Dez. 1848, worauf sein durch kein Versprechen gebundener Neffe Franz Joseph den Thron bestieg. (Erst 1875 starb der alte Kaiser in Prag.)
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122 H. Die Zeit neuer Staateubildungen.
Das südwestliche Deutschland stand in Hellen Flammen, sobald die Februarrevolution bekannt wurde. Auch in Berlin hielt man Versammlungen, um über die Volkswünsche und Bittschriften an den König zu berathen; beim Nachhausegehen kam es schon 13. März zu einem Zusammenstoß mit Patrouillen, am 15. zu ernstlichen Verwundungen. Die Kunde vollends vom glorreichen Wiener-tag ließ die Berliner nicht mehr schlafen. Am 17. verlangte eine Kölner Deputation ausgedehntere Freiheiten, und der König sagte zu; am 18. klopften Berliner Abgeordnete noch lauter au, und ihre Wünsche wurden gewährt. Aufhebung der Censur, freie Verfassung, Umgestaltung des deutscheu Bundes zum Bundesstaat mit Vertretung des Volkes beim Bunde rc. war alles schon um 2 Uhr im Extrablatt der Preußischen Zeitung zu lesen. Die Menge war freudig bewegt und brachte dem König ein Lebehoch; er trat zweimal auf den Balkon und wurde von tausendstimmigem Jubel begrüßt.
Aber nun fiel auf, daß alle Eingänge des Schlosses mit Militär besetzt waren, und zwar weil die Polizei erfahren hatte, dieser Tag sei für bett Ausbruch der Revolution bestimmt; bei1 Ruf: „Militär fort!" warb heftiger. Diese Zumuthuug wies jedoch der König als unehrenvoll für die Truppen ab. Vielmehr suchten diese nun das Volk zurückzudrängen. Da fielen zwei Schüsse zufällig oder mit der gleichen Absicht wie dort vor Guizots Hause (S. 106). Die Menge glaubte sich verrathen, schrie: „man mordet uns! zu den Waffen!" und batte nun, wor-nach sie lange gedürstet, einen glorreichen Parisertag. Alles floh ans einander, um 200 Barrikaden zu bauen, von denen auch eine Tricolore, die schwarzrothgolbne, wehte. Der Revolutionsrausch wollte sich einmal in toller That auswüthen, gleichsam um Entschädigung zu suchen für die aufgenöthigte dreißigjährige Stille. Sturmvögel aus dem Westen waren seit Wochen dazu herbeigeflogen. — Nach 3 Uhr griffen die Truppen an, von 5—7 Uhr räumten Kartätschenschüsse den größten Theil der Königs-
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§12. Italiens Einigung unternommen. 177
Besitz der Höhe, als ein furchtbares Gewitter ausbrach, das dem Kampfe fast überall ein Ende machte. Die östreichische Reserve unter General Lomminger hatte schon Mittags ohne Befehl den Rückzug angetreten; was half es da, daß der kühne, von seinen Soldaten als Vater verehrte Benedek die Sardinier bei San Martino zurückgedrängt hatte. Auch die Himmelskönigin, am gleichen Tage in Wien zur Generalissima der Armee ernannt, sandte keine Hilfe, nicht einmal die wieder einmal schwer vermißten Mundvorräthe! Von je 140,000 Mann hatten die Oestreicher 22,000 Mann verloren, die Verbündeten 17,000; diese mehr Todte, jene mehr Gefangene.
Brennend vor Schlachtbegier, zahlreicher als je standen jetzt die Oestreicher dem Feind in ihrem Viereck gegenüber; und in Deutschland regte sich das Gefühl des Zusammengehens mit Oestreich, am mächtigsten in den Südstaaten. Franz Joseph hatte bei dem Prinzregenten von Preußen angeklopft, und gezeigt, wie es sich bei Napoleon nicht blos um den Po, sondern um den Rhein handle; derselbe werde wie sein Oheim erst Oestreich, dann Preußen isoliren und zur günstigen Stunde überfallen, gemäß dem Spruch des Oheims: Einen nach dem Andern! Erst habe Rußland herhalten müssen, dann Oestreich; die Reihe werde noch an Preußen und England kommen. Preußen machte darauf 27. Juni sein ganzes Heer mobil, forderte aber eine seiner würdige Stellung ait der Spitze der deutschen (Streitkräfte, eine höhere Machtstellung, die es die Schmach von Olmütz vergessen taffe, Alterniren des Präsibinms im Bnnbe und Erlaubniß zu engeren Allianzen in Norbbeutschlanb; wogegen Oestreich dem Prinzregenten nur die Stelle des Buubes-felbherrn einräumen, b. H. ihn zum Beamten des Bunbes-tags machen wollte. Solches vorsichtige Streben des preußischen Staats nach Gleichberechtigung mit Oestreich in der Leitung der bentschen Angelegenheiten verletzte Franz Joseph auf's tiefste. Schon 1741 war in Oestreich die Losung gehört worben: Lieber allen Besitz in Italien
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210 Ii Die Zeit neuer Staatenbildungen.
König Wilhelm, eben in Gitschin eingetroffen, beschloß auf diese Nachricht hin noch in der Nacht, ein Zusammentreffen aller Korps auf dem vom Feinde besetzten Boden anzuordnen. Am Morgen des 3. Juli begann Friedrich Karl den ungleichen Kampf gegen die furchtbare Artillerie Benedeks und seine überlegenen Massen; die Division Fransecky deckte vier Stunden lang unter dem gräßlichsten Kartätschenfeuer den linken Flügel und ließ dort ein Viertel ihrer Infanterie zurück, bis endlich um 1 Uhr ein, ;wei Korps des Kronprinzen auf den rechten Flügel der Oestreicher eindrangen und die Aufgabe ihrer Brüder erleichterten. Gegen 3 Uhr war Benedek im Rücken angefaßt, sehr gegen alle seine Berechnung; nach 4 Uhr setzte sich der König an die Spitze der Kavallerie, den geschlagenen Feind zu verfolgen. Erst 9 Uhr verstummte bei Pardubitz der letzte Kanonendonner; die Oestreicher hatten von 220,000 Mann 18,000 verloren, dazu 24,000 Gefangene, aber auch von den 215,000 Siegern lagen 8800 todt oder verwundet bei Chlum, Sadowa und Königsgrätz. Es war die größte Schlacht des Jahrhunderts durch die Zahl der Kämpfer. Die östreichische Armee zerstob, nur die Sachsen verließen in geschlossenen Reihen den Wahlplatz. Benedek zog sich auf das feste Olmütz zurück; die Preußen dagegen rückten unbeirrt auf Wien los. Durch ganz Norddeutschland wiederhallte der Ruf: „dem König g'räths!" Antonelli aber, des Papstes Staatssekretär, rief aus: il mondo casca (die Welt bricht zusammen)!
Franz Joseph erklärte nun 5. Juli, er trete Venetien an den Kaiser Napoleon ab. Damit sollte Oestreichs Stellung in Deutschland behauptet und hiezu französische Hilfe erkauft werden, gerade wie im I. 1859 durch das Aufgeben der Lombardei. Und Napoleon, der mit verschränkten Armen zugeschaut hatte, wie die Deutschen im Bruderkampfe sich nächstens verbluten werden, ward jetzt von „patriotischen Beklemmungen" befallen. Er suchte in aller Weise den Siegeslauf Preußens zu zügeln; allein
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Friedrich_Karl Friedrich Karl Benedeks Fransecky Benedek Benedek Antonelli Franz_Joseph Franz Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Gitschin Sadowa Sachsen Wien Norddeutschland Deutschland
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§ 23. Napoleon Iii. im Krieg mit Preußen. 249
beauftragt (wie klein waren doch schon die Ollivier und Gramont geworden!); das Oberkommando der „Rheinarmee" gieug vom Kaiser am 12. Aug. auf den Marschall Bazaine über. In der gewaltigen Moselfestung Metz und um ihre vier Forts her lag nun die französische Hauptarmee, gegen welche „der rothe Priuz" (so hieß man Friedrich Karl) den Hanptstreich führen sollte. Er setzte mit dem Centrum in Pont a mousfou über die Mosel. Von der Golz aber bemerkte, daß der Feind schon das rechte Moselufer räume, und griff, ihn aufzuhalten, mit dem Vortrab der ersten Armee hastig an 14. Aug. Daraus wurde die hitzige Schlacht von Colombey - Nonilly, da ein Schützengraben um den andern gestürmt werden mußte bis in die Nacht hinein. Die französische Armee wurde dadurch so festgehalten, daß sie erst am 15. den Abzug nach Westen antreten konnte. Aber bei Vion-ville und Mars la tour siel ihr am 16. von Süden her der rothe Prinz in die Flanke, nachdem nur der Kaiser noch sicher Verdun zu abgefahren war; die ihm nach-marschirenden Franzosen mußten sich links wenden und 12 Stunden lang die Angriffe der müden, nach und nach eintreffenden Preußen aushalten. Noch nie sind solche Reitermassen zusammengestoßen wie an diesem Tage; eine Kavalleriebrigade wurde, um der bedrängten Infanterie Luft zu schaffen, fast ganz geopfert; als die durchschossene Trompete nach dem Todesritt die Uebrigen zusammenrief, fanden sich statt elf noch drei Züge ein. Aber von den nächsten zwei Straßen nach Verdun waren die Franzosen glücklich abgedrängt, und ihr Verlust war ebenso groß wie der des deutschen Heeres in dieser (seit Waterloo) „blutigsten Schlacht der Neuzeit" (je 16,000 M.). Von den Abzugsstraßen blieb also den Franzosen nur uoch die nördlichste, weitn man sie ihnen nicht verlegte. Darauf ebeu war aber der König bedacht und zog alle erreichbaren Korps heran. Am 18. war's klar, daß der Feind den Abmarsch aufgegeben und auf dem Höhenzug vor Metz sich tüchtig verschanzt hatte. Die Preußen giengen allerwärts
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Metz Friedrich_Karl) Friedrich Karl Golz Colombey